Zwei Drittel unserer Zugvögel sind Langstreckenzieher. Dies bedeutet, dass sie auf den Reisen in ihre Winterquartiere und wieder zurück in die Brutgebiete Strecken von über 4000 km bewältigen. Bereits ab dem Spätsommer bis in den Herbst hinein verlassen sie ihre Brutgebiete und überwintern in Mittel- und Südafrika. Langstreckenzieher, auch Fernzieher oder Weitstreckenzieher genannt, verbringen somit das komplette Jahr in warmen Gefilden. Den Winter, wie wir ihn erleben, kennen sie nicht. Der Grund für ihre weiten Reisen ist ihre Ernährung. Die meisten Langstreckenzieher sind reine Insektenfresser, die im Winter in unserer Klimazone nicht mehr genug Nahrung finden würden. In ihrer Wahlheimat Afrika hingegen ist das Nahrungsangebot in der Winterzeit sehr gut. Erst im Frühjahr, wenn sie auch in unserer Klimazone wieder ausreichend Nahrung finden, machen sie sich auf den Weg zurück nach Mitteleuropa.
Während Kurzstreckenzieher ihre Reisen häufig von klimatischen Verhältnissen abhängig machen und somit nicht zwangsläufig wandern, liegt es den Langstreckenziehern in den Genen. Viele von ihnen ziehen alleine und nachts. Manche wandern in losen Gruppen, seltener in Schwärmen. Die Ausnahme sind Thermiksegler, wie Störche, die tagsüber ziehen, da sie auf warme Aufwinde angewiesen sind.
Typische Langstreckenzieher sind Kuckuck, Nachtigall, Fitis, Mauersegler und Rauchschwalbe.
Das Winterquartier der Rauchschwalben liegt in Afrika südlich der Sahara. Die längste bislang nachgewiesene Zugstrecke bei Rauchschwalben beträgt 12.000 km. (Foto: Nicole Reimer)